Landesgartenschau Oberhessen trifft das Remstal

Politik
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Landesgartenschau ist ein großer Begriff. Interkommunale Gartenschau ist ein noch größerer Begriff. Im Jahr 2027 wird in elf Kommunen, die sich als Oberhessen verstehen und sich zukünftig als Oberhessen gemeinsam vermarkten möchten, die erste interkommunal organisierte Landesgartenschau in Hessen stattfinden. Die Vergabe dieses Regionalentwicklungsprojektes ist die größte Chance, die der Ostkreis des Wetteraukreises gemeinsam mit Schotten im Vogelbergkreis wahrscheinlich je gemeinsam ergreifen können. 

Bereits im Jahr 2020 fand ein Besuch im Remstal, der Region, die die erste interkommunale Landesgartenschau in Baden-Württemberg im Jahr 2019 ausrichtete, statt. Damals berichteten insbesondere Bürgermeister und Verwaltungsmitarbeiter von der einmaligen Entwicklungschance, der Entstehung eines Wir-Gefühls entlang der Rems und über drei Landkreisgrenzen hinweg. Sie strahlten Begeisterung für die Herausforderung einer Gartenschau aus und begründeten das gelungene Großevent mit gesellschaftlichem Zusammenhalt, der Verbesserung von Parks, Gärten, der Installation von Aussichtspavillons, dem verbindenden Radweg und der Durchführung großer und kleiner Veranstaltungen. 

Im September 2023 lud die Stadt Büdingen politisch Aktive, ehrenamtlich Engagierte und Vertreter:innen der Bürgerschaft ein, die nachhaltig gestalteten Projekte des Remstals gemeinsam zu besuchen. Vier Jahre nach dem eigentlichen Gartenschaujahr wurden die Besucher:innen aus Oberhessen von Macher:innen begrüßt, die ihre Projekte mit Begeisterung weiter ausbauen und pflegen. In Winterbach beispielsweise wurde der MitMachGarten von einem Bürgerzusammenschluss gemeinschaftlich von der Idee bis zum fertigen Begegnungsraum im Grünen entwickelt. Unterstützungsgelder gab es von der Kommune und freiwilligen Spendern. „Wir sind ein loser Zusammenschluss von Bürgern aller Gesellschaftsschichten, die gerne gemeinsam etwas auf die Beine stellen und das Gärtnern genießen“, berichtet Frau Larissa Eißler mit sanften Worten.

Wenig später erzählt Winzer Mathias Mayerle mit strahlenden Augen, wie gut der naturnahe Wasserspielplatz in Remshalden-Grunbach von jungen Familien angenommen wird und wie positiv sich die Gartenschau auf die Vermarktung der Herkunftsregion Remstal ausgewirkt hat. In direkter Nachbarschaft befindet sich ein Schauweingarten mit über mehr als 100 heimische und internationale Rebsorten, der vom Rosenpavillon überblickt wird. Dieser ist eine von 16 Stationen in den 16 Gartenschaukommunen, die als verbindendes Element entlang der Rems gebaut wurden. Der Ausblick ist so romantisch, dass das Standesamt Rommelshausens im weißstrahlenden, offen gestalteten Pavillon Trauungen anbietet.

Eine Zufallsbegegnung im Bürgerpark in Schorndorf offenbart eine ganz andere Sichtweise. Zwei ältere Damen sitzen auf einer Bank, überblicken die Spielgeräte und den zentralen Teich. Sie fragen, ob wir eine Stadtführung machen würden. Sie freuen sich über die Antwort, dass wir auf den Spuren der Gartenschau 2019 unterwegs sind. Sie berichten, dass sie sich täglich im Bürgergarten treffen: „Das ist wie unser eigener Vorgarten, nur, dass wir ihn nicht selbst pflegen müssen.“ Der Schorndorfer Bürgergarten ist ein Projekt der Stadt Schorndorf gewesen, wird nach wie vor kommunal gepflegt und ist ein offenes Wohnzimmer für die Zivilgesellschaft. Ein Highlight ist eine architektonisch ansprechend gestaltete Outdoor-Küche, die für private Zusammenkünfte angemietet werden kann. 

Bei einem Glas alkoholfreiem, perlenden Saft in der Remstal Tourist-Information in Weinstadt gibt Geschäftsführer Werner Bader einen Einblick in das, was vom Zusammenwachsen der Region geblieben ist: Freizeitangebote, Parks und Gärten, Steigerung der überregionalen Sichtbarkeit und Wettbewerbsfaktoren für Tourismus und Wirtschaft. „Die Gartenschau war ein Grünprojekt mit Mega-Strahlkraft“, resümiert er. „Und die Heimatmarke Remstal hat heute einen etablierten Platz in der Marketinglandschaft Baden-Württembergs.“ Gleichzeitig weist er darauf hin, dass frühzeitig in Personalressourcen und Öffentlichkeitarbeit investiert werden müsse.

Auf der Rückfahrt fühlt sich Büdingens Erste Stadträtin Katja Euler in der Entscheidung Teil der ersten interkommunalen Gartenschau in Hessen zu sein, bestätigt. Sie möchte den Schwung und die Motivation, die sie auch vier Jahre nach Durchführung der Landesgartenschau im Remstal vorgefunden hat, mit nach Oberhessen nehmen. „Oft fühlen wir uns im Ostkreis der Wetterau irgendwie von der Kreisstadt vernachlässigt. Jetzt haben wir die einmalige Gelegenheit mit Unterstützung des Landes und des Landkreises gemeinsam mit der Bürgerschaft und den angrenzenden Kommunen ein einmaliges und wegweisendes Pilotprojekt umzusetzen. Die Kolleg:innen im Remstal haben gezeigt, wie man diese Chance bestmöglich gemeinsam nutzt“, reflektiert Bürgermeister Benjamin Harris die Eindrücke des Tages in Baden-Württemberg.

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