Menschen an Grenzen begleiten: 25 Jahren Notfallseelsorge Wetterau

Das Team der Notfallseelsorge mit Pfarrerin Zahradnik (links) beim Blaulicht-Gottesdienst 2022. (Privat)

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Auf den Autobahnen und Bundesstraßen in der Wetterau passieren immer wieder schlimme Unfälle. Menschen sterben oder werden sehr schwer verletzt. Für Angehörige, Zeugen und die Rettungskräfte am Unfallort sind solche Situationen besonders belastend. Bei den Mitarbeitenden der „Notfallseelsorge Wetterau“ finden sie Begleitung und Unterstützung - seit inzwischen 25 Jahren.

Seit 1998 begleitet die Notfallseelsorge Wetterau, in Kooperation mit Feuerwehr, Polizei und Rettungsdiensten, Menschen, deren Leben stark belastet ist, oder gerade zerbricht. In der Wetterau koordiniert und leitet Christine Zahradnik seit 2019 die Arbeit der Notfallseelsorge. „Wir werden zum Beispiel von Einsatzkräften nach plötzlichen Todesfällen – oft nach erfolgloser Reanimation -, bei plötzlichem Kindstod, bei Androhung, aber auch nach Ausführung von Suizid, bei Unfällen mit Schwerverletzten und/oder Todesopfern, bei Feuer oder Überschwemmungen gerufen. Nicht zuletzt begleiten und unterstützen wir die Polizei, wenn eine Todesnachricht zu überbringen ist“, erzählt Zahradnik aus dem Berufsalltag. „Die Anfragen werden immer häufiger, besonders Seitens der Rettungsdienste.“

Das derzeit 24-köpfige ökumenische Team besteht aus 18 Ehrenamtlichen und 6 Pfarrerinnen und Pfarrern. Der größte Anteil an Bereitschaftsstunden wird hierbei von den Ehrenamtlichen geleistet. In diesem Herbst hat das Team zwei besondere Auszeichnungen für seine wertvolle Arbeit erhalten: Den Sozialpreis des Wetteraukreises und den Bürgerpreis der Sparkasse Oberhessen. „Ich freue mich ganz besonders für die Ehrenamtlichen. Diese Auszeichnungen sind eine tolle Wertschätzung und honorieren das großartige Engagement“, so Zahradnik.

Da ein Notfall zu jeder Tages- und Nachtzeit auftreten kann, müssen die Mitarbeitenden jederzeit abrufbar sein. Ein Dienstplan sorgt dafür, dass die Bereitschaft rund um die Uhr gewährleistet ist. Wer in den Urlaub fährt, spricht sich mit Kollegen ab. Fällt ein Teammitglied kurzfristig aus, springt ein anderes ein. Im Idealfall fahren zwei Teammitglieder gemeinsam zum Einsatz. „Der Zusammenhalt ist großartig“, sagt Zahradnik, die sichtlich stolz auf das Team ist. „Das führt auch dazu, dass wir alle Einsätze bedienen konnten und niemanden im Stich lassen mussten.“ Und für Nachwuchs ist auch gesorgt: Jedes Jahr startet ein neuer Ausbildungskurs. „Ich sehe positiv in die Zukunft.“

Ob eine Person im Bahngleis oder ein plötzlicher Herzinfarkt: Auch für die Ehrenamtlichen selbst sind die Einsätze nicht einfach. „So manche Bilder und Erlebnisse nimmt man mit nach Hause, ob man will oder nicht“, so Zahradnik. „Aber auch da ist das Team füreinander da. Einsätze werden nachbesprochen. Dies gilt insbesondere für belastende Einsatzsituationen. Niemand wird mit dem Erlebten allein gelassen.“ Die Notfallseelsorge Wetterau wird bei Bedarf auch zur Einsatznachsorge für Feuerwehr und Rettungsdienst gerufen. Diese wird von Notfallseelsorger*innen mit einer Zusatzausbildung geleistet. Präventionsmaßnahmen und Schulungen werden auf Anfrage gerne seitens der Leitung übernommen.

Im vergangenen Jahr wurde die Notfallseelsorge selbst von einem schweren Schicksalsschlag getroffen: Der Mitbegründer und katholische Leiter der Notfallseelsorge Gregor Rettinghaus verstarb nach plötzlicher schwerer Krankheit. „Das hat bei aller Kontinuität auch Veränderungen bewirkt“, so Zahradnik, „und hat uns noch enger zusammenwachsen lassen.“ Die Notfallseelsorge Wetterau ist von Anfang an ökumenisch aufgestellt. Der Impuls kam dabei von Feuerwehr und Rettungsdienst, die sich eine Einsatznachsorge für ihre Einsatzkräfte wünschten. Pastoralreferent Joachim Michalik auf katholischer Seite und Pfarrer Hilmar Gronau sowie Pfarrer Jörg Fröhlich auf evangelischer Seite gehörten neben Rettinghaus bei der Gründung vor 25 Jahren zu den leitenden Notfallseelsorgern.

Ihr 25-Jähriges Jubiläum feiert die Notfallseelsorge im Rahmen des bewährten Blaulichtgottesdienstes und mit anschließender „Happy hour“, am Freitag, 17. November um 19 Uhr in der Liebfrauenkirche Nidda. Eingeladen sind alle Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdiensten, sowie alle Interessierten.

notfallseelsorgewetterau az

Das Team der Notfallseelsorge mit Pfarrerin Zahradnik (links) beim Blaulicht-Gottesdienst 2022. (Privat)



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