Per Anhalter durch die Wetterau – Schafe als Taxi

Der Altenstädter Schäfer Thomas Etzel treibt seine Schafherde von einer Weide zur nächsten. Dabei wird er tatkräftig von seinen beiden Hütehunden unterstützt. Foto: Naturschutzfonds Wetterau

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Der Frühling hält Einzug und die Schafe in der Wetterau werden aus ihren Ställen getrieben. Sie werden auf ihren Sommerweideflächen bereits von den dortigen Pflanzen und Tieren erwartet, denn die Schafe helfen ihnen maßgeblich bei der Ausbreitung in andere Gebiete. Die wertvollen Grünlandstandorte, die durch eine Beweidung mit Schafen gepflegt und erhalten werden, liegen heutzutage oft zerstreut und verinselt in der Landschaft. Ein Austausch der Arten zwischen diesen Standorten ist aufgrund der weiten Entfernungen oftmals kaum oder gar nicht möglich.

Hier kommen die vierbeinigen Landschaftspfleger ins Spiel: Über die Wolle und die Klauen oder über den Verdauungstrakt nutzen Pflanzensamen und eine Vielzahl anderer Lebewesen Schafe als Mitfahrgelegenheit, um von einer Fläche zur nächsten zu „reisen“. So entsteht ein mobiler Biotopverbund.

Ausbreitungspotenzial ist enorm

Die Verbreitung von Pflanzen und anderen Kleinlebewesen durch Schafe kann auf mehreren Wegen geschehen: Sie können in der Wolle und den Klauen festhaften oder durch den Dung der Tiere ausgeschieden werden. An einem Schaf wurden im Zuge einer Untersuchung allein in der Wolle Samen von 85 verschiedenen Pflanzen nachgewiesen. Die Pflanzensamen haften teilweise mehrere Wochen an und werden so über weite Strecken mitbefördert. Aber nicht nur Pflanzensamen lassen sich auf diese Weise von einem Ort zum anderen transportieren: Schafe werden auch von zahlreichen Heuschrecken, Spinnen sowie anderen Insekten und sogar Zauneidechsen als „Taxi“ benutzt.

In unserer heutigen Landschaft ist der mobile Biotopverbund durch die Schafe ein wichtiges Bindeglied zwischen den einzelnen Weideflächen, die sonst nicht im Austausch stehen könnten.

Chancen in Zeiten von Klimawandel und Biodiversitätsverlust

Der Artenaustausch, den die Schafe ermöglichen, führt zu mehr Artenvielfalt in der Landschaft. Dies ist insbesondere in Zeiten des Klimawandels wichtig, um auf Veränderungen im Lebensraum reagieren zu können. „Die Beweidung mit Schafen trägt dazu bei, die Lebensräume und Artengemeinschaften zu vernetzen und so in Zeiten des Klimawandels zu stärken“, bekräftigt auch Landrat Jan Weckler, Vorsitzender des Naturschutzfonds Wetterau. „Darum unterstützt der Naturschutzfonds tatkräftig das Ziel, die Schafhaltung in der Wetterau und ihre unersetzlichen Leistungen in der Landschaftspflege zu erhalten.“

Vom Land Hessen gefördert

Die Schäfereiberatung ist Teil des Projektes „Vorbereitung, Begleitung und Evaluation von Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege durch den Naturschutzfonds Wetterau e.V.“ Es wird durch das Land Hessen im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von Landschaftspflegeverbänden gefördert. Bewilligungsstelle ist das Regierungspräsidium Darmstadt. Die Förderung trägt insbesondere zur Umsetzung der Ziele der Hessischen Biodiversitätsstrategie bei.

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Der Altenstädter Schäfer Thomas Etzel treibt seine Schafherde von einer Weide zur nächsten. Dabei wird er tatkräftig von seinen beiden Hütehunden unterstützt. Foto: Naturschutzfonds Wetterau



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