Schnüffeln für schnellere Planung des Streckenausbaus zwischen Bad Vilbel und Friedberg

Hundetrainerin Kathleen Spittel-Schnell mit ihrem Artenspürhund bei einer Pause. Foto: DB AG / Claudia Münchow

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Für eine starke Schiene arbeitet die Deutsche Bahn (DB) derzeit an mehreren tausend Projekten für Neu- und Ausbau sowie Instandhaltung des Streckennetzes. Das Ziel: mehr Kapazität für mehr Verlässlichkeit und attraktive Angebote im Bahnverkehr. Eines dieser wichtigen Infrastrukturvorhaben in Hessen ist der viergleisige Streckenausbau zwischen Frankfurt West und Friedberg. Nach Abschluss der ersten Bauphase (Frankfurt West – Bad Vilbel) sind die Züge hier seit Februar bereits deutlich stabiler unterwegs. Damit dies im Abschnitt Bad Vilbel – Friedberg ebenfalls möglichst schnell zur Realität wird, setzt die DB jetzt eigene Artenspürhunde ein.

Frauke Kracker, Teamkoordinatorin Artenkartierung und Diensthundewesen bei der Deutschen Bahn erklärt: „Der Vorteil vom Einsatz unserer Artenspürhunde im Vergleich zu herkömmlichen Methoden ist, dass wir in der Regel bereits nach einer Begehung eine Aussage über das Vorhandensein bestimmter Arten, in diesem Fall Zauneidechsen, treffen können. Grundsätzlich sind wir mit unserer vielfältigen Artenspürhundestaffel deutschlandweit im Einsatz. Die Hunde, die für die S6 im Einsatz sind, Fenna (5 Jahre) und Eskil (11 Jahre) sind beides Labrador Retriever. Die dritte im Bund, Whisper (6 Jahre), ist ein Golden Retriever.“ 

Speziell geschulte Tiere suchen Gelände geplanter Bauvorhaben nach geschützten Arten ab

Bislang erledigten Menschen diese Aufgabe. Diese mussten die Gebiete mehrfach und mit viel Aufwand beobachten – das dauerte bis zu einem Jahr. Die Hunde sind deutlich schneller und können die Tiere mit ihrem feinen Geruchssinn zu jeder Jahreszeit und bei fast jedem Wetter zuverlässig ausfindig machen. Die gewonnenen Erkenntnisse erfassen die Hundeführer:innen bei der Erkundung des Baugeländes direkt vor Ort per Tablet in einer digitalen Datenplattform. Über diese haben alle Projektbeteiligten jederzeit Zugriff auf aktuelle, valide Informationen zu festgestellten Arten. DB-Mitarbeitende und Behörden können sich so noch besser und schneller abstimmen. Der Effekt der Kombination aus Digitalisierung und Artenspürhunden: Die DB kommt deutlich schneller vom Planen ins Bauen und das Projekt nimmt insgesamt mehr Tempo auf.

Seit 2021 haben die DB-eigenen Trainer:innen bislang zehn Hunde verschiedener Rassen ausgebildet. Dabei haben die Tiere gelernt, unter Schutz stehende Arten wie Schlingnattern, Gelbbauchunken, Fledermäuse oder Mauer- und Zauneidechsen auf Bahnflächen zu erschnüffeln. Hierfür übten die Hunde deren Gerüche ein – etwa anhand von Eierschalen und abgestoßener Reptilien-Haut. Trainiert wurde dabei sowohl in der Natur als auch mit einer sogenannten Scentbox. Dieser Apparat enthält in verschiedenen Öffnungen Geruchsproben geschützter Tierarten. Für sichere Ergebnisse hat die DB die Trainingsergebnisse außerdem bei verschiedenen Witterungsbedingungen in einer Klimakammer geprüft. Wissenschaftler:innen der Universität Innsbruck, der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung begleiteten die Ausbildung der Hunde und ihrer Trainer:innen.

Natur- und Artenschutz bei der Deutschen Bahn 

Bei Arbeiten an Bahnanlagen achtet die DB grundsätzlich sorgfältig darauf, dass Tiere und Pflanzen nicht zu Schaden kommen. Daher werden vor dem Start neuer Bauarbeiten geschützte Tierarten auf den betreffenden Arealen erfasst und bei Bedarf durch Expert:innen vorübergehend umgesiedelt. Auch neue Lebensräume werden geschaffen. Dies steuert eine eigens geschaffene Fachgruppe von DB-Naturschutzexperten. Seit 2014 hat die Deutsche Bahn insgesamt über 60.000 einzelne Natur- und Artenschutzaktivitäten umgesetzt oder geplant.

In Ockstadt ist ein Gelände als Ausgleichsfläche für das Projekt „Eigene Gleise für die S6“ vorgesehen. Dafür ist es notwendig, festzustellen, dass die begutachteten Flächen noch Kapazitäten für die Umsiedlung von Zauneidechsen bieten. Der Einsatz der Artenspürhunde wurde durch den Projektleiter mit der Oberen und der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt.

Streckenausbau Frankfurt West – Friedberg 

Der viergleisige Ausbau der Strecke Frankfurt–Bad Vilbel–Friedberg ist Teil des Infrastrukturentwicklungsprogramms Frankfurt RheinMain plus, das gemeinsam vom Bund, dem Land Hessen, der Stadt Frankfurt am Main, dem Rhein-Main- Verkehrsverbund und der DB AG vorangetrieben wird. Es sorgt für mehr Kapazität und Qualität im Bahnverkehr und trägt so zur Verkehrswende zugunsten der klimafreundlichen Schiene bei. Für den Ausbau des Abschnitts Bad Vilbel–Friedberg läuft derzeit das erforderliche Planfeststellungsverfahren. Parallel dazu werden die Planungen für den Bauablauf vorangetrieben und die weiteren notwendigen Schritte vorbereitet. Nach Bestandskraft des Planfeststellungsbeschlusses kann so schnell wie möglich mit den vorbereitenden Maßnahmen wie Vegetationsschnitt, Grunderwerb etc. begonnen werden. Ziel ist es, alle Weichen für einen möglichen Baubeginn ab Ende 2026 zu stellen.

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Hundetrainerin Kathleen Spittel-Schnell mit ihrem Artenspürhund bei einer Pause. Foto: DB AG / Claudia Münchow



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