Neuer Band "hessenArchäologie": Wetteraukreis stark präsent

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 Das Jahrbuch für Archäologie und Paläontologie in Hessen haben Kreisbeigeordneter Matthias Walther (CDU) und Kreisarchäologe Dr. Jörg Linden-thal dieser Tage vorgestellt. Das Werk ermöglicht einen breiten Überblick über die Arbeit der hessenArchäologie des Jahres 2020. Die Artikel für den Jahresband 2021 werden derzeit geschrieben und nach Auswertung aller wissenschaftlichen Erkenntnisse Ende des kommenden Jahres veröffentlicht.

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Wie in den Vorjahren ist die Wetterau auch in diesem Jahrbuch wieder sehr gut vertreten. Insgesamt sechs Beiträge stellen verschiedene Aspekte der ArchäologieLandschaft Wetterau vor. Allein an vier Artikeln hat Kreisarchäologe Dr. Jörg Lindenthal mitgearbeitet.

„In Nieder-Hörgern über die Wetter“ schildert die Baugeschichte einer Brücke nahe dem Dorf Nieder-Hörgern, das 1295 erstmals urkundlich erwähnt wurde und zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert zur Wüstung wurde. Bewohnt war der Platz aber schon früher. Archäologisch sind für den Platz Funde aus der Römer- und der Völkerwanderungszeit nachgewiesen. Bei den Bauarbeiten zur Sanierung der Wetterbrücke in Münzenberg-Gambach konnten Holzpfähle geborgen werden, die einst als Fundament für eine Holzbrücke über die Wetter dienten.

Eine dendrochronologische Untersuchung ergab, dass sich mehrere Bauphasen an der Brücke rekonstruieren ließen. Die Älteste reicht bis in das Jahr 1013 zurück. Lange hielt die hölzerne Konstruktion nicht, denn nur wenige Jahre später konnte eine weitere Bautätigkeit nachgewiesen werden. Bei den Sanierungsarbeiten wurde zudem ein gut erhaltenes Schwert aus dem Hochmittelalter gefunden, das mittlerweile restauriert wurde.

Ein weiterer Artikel befasst sich mit zwei Töpferöfen, die bei Grabungen im Neubaugebiet Bad Nauheim Süd gefunden wurden.

Im Vorfeld der Erschließung eines Neubaugebietes wurde eine Tunnelwasserleitung in Karben-Petterweil freigelegt, die aus der römischen Kaiserzeit in Deutschland, zwischen Eifel und Saar-Mosel-Raum, bekannt ist, weniger aber für die Lösslandschaft Wetterau. Sie diente der Frischwasserversorgung für gut situierte Römer in der Wetterau.

Nach Butzbach-Griedel führt ein weiterer Artikel. Butzbach ist reich an archäologischen Bodendenkmälern. Der 2019 nachgewiesene vollständige Hausgrundriss der frühen Bronzezeit in Nieder-Weisel hat hessenweite Bedeutung. Nicht minder bedeutsam sind die frei gelegten Hausgrundrisse, die aufgrund signifikanter Keramikfunde der Großgartacher Kultur zugeschrieben werden können. „Häuser dieser Kultur waren in Hessen bis dahin gar nicht belegt und sind auch sonst eine Rarität. Die Besonderheit“, so Kreisarchäologe Lindenthal, „ist der Erhaltungszustand einzelner Häuser sowie der Teil des Palisadengrabens, welcher die Siedlung einst umfasste.“ Zeitlich eingeordnet werden die Funde in das Mittelneolithikum, der Zeit 4900 bis 4700 v. Chr. Aber auch Funde aus der späten Bronze- und frühen Eisenzeit (1200 bis 800 v. Chr.) und der Hallstattzeit (800 bis 450 v. Chr.) bis hin zur späten Latènezeit (150 bis 15 v. Chr.) sind nachgewiesen.

Die ausführlichen und auch für Laien verständlich geschriebenen Texte sind reich bebildert und geben einen breiten Einblick in die Arbeit der Archäologen des vergangenen Jahres. Insgesamt präsentieren mehr als 100 Autorinnen und Autoren eine facettenreiche aktuelle Zusammenschau von Aktivitäten im Jahre 2020 zum Erhalt, zur Erforschung und zur öffentlichen Vermittlung archäologischer und paläontologischer Bodendenkmäler in Hessen.

Das reich bebilderte Buch spannt einen Bogen vom Paläozoikum bis in das 20. Jahrhundert und gewährt interessante Einblicke in die vielfältigen Arbeitsfelder und Themengebiete von Landesarchäologie, kommunaler Bodendenkmalpflege, Universitäten, Museen, Fachfirmen und Vereinen.

Kreisbeigeordneter Matthias Walther: „Die Tatsache, dass wir mit sechs Beiträgen im neuesten Band der hessenArchäologie vertreten sind, zeugt nicht nur vom hohen Stellenwert der Wetterau in der Archäologielandschaft Hessens, sondern auch von der hohen Qualität der wissenschaftlichen Arbeit, die hier geleistet wird.“

Das Buch hat 280 Seiten mit 250 Abbildungen und kostet im Buchhandel 24,90 Euro. Kreisarchäologe Dr. Jörg Lindenthal hofft, dass es noch rechtzeitig vor Weihnachten in den Buchläden erhältlich ist. „Es ist ein schönes Weihnachtsgeschenk, und wenn es doch nicht rechtzeitig kommt, dann kann man mit einem Gutschein auch nach Weihnachten noch viel Freude damit verschenken.“

Foto: Kreisbeigeordneter Matthias Walther und Kreisarchäologe Dr. Jörg Lindenthal bei der Vorstellung des neuen Bandes der HessenArchäologie im Wetterau-Museum Friedberg. Im Hintergrund ist ein historischer Meilenstein zu sehen.



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