IHK: Neuerungen stimmen auf die Zukunft ein

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IHK Hessen Mitte ist der neue Name der bisherigen IHK Gießen-Friedberg.

Mit der Namensänderung soll die Sichtbarkeit aller drei Landkreise gestärkt werden, die im IHK-Bezirk vertreten sind. Dazu zählen die Landkreise Gießen (mit Ausnahme der Kommunen Wettenberg und Biebertal, die zur IHK Lahn-Dill gehören), Vogelsberg und Wetterau. Der Wunsch nach einer Namensänderung war von Unternehmern aus dem Vogelsberg an die IHK herangetragen worden. Auf der Vollversammlung (VV) Ende März in Gießen stimmten die ehrenamtlich engagierten Unternehmerinnen und Unternehmer dem neuen Namen einstimmig zu. Er wird noch dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen zur Genehmigung vorgelegt.

Die Vollversammlungsmitglieder gedachten Hans-Dieter Hillmoth. Der mit 70 Jahren verstorbene ehemalige Geschäftsführer und Programmdirektor der Sendergruppe Radio/Tele FFH war von 2009 bis 2019 Mitglied der IHK-Vollversammlung. „Er ist ein sehr engagierter und erfolgreicher Unternehmer gewesen, der den Sender FFH aus der Taufe gehoben und zum Marktführer in Hessen entwickelt hat“, würdigte ihn IHK-Ehrenpräsident Wolfgang Maaß. Darüber hinaus habe sich Hillmoth ehrenamtlich verdient gemacht, vor allem auch um die hessische Medienpolitik.

IHK-Wahl und Landtagswahl im Blick
Anfang 2024 stehen Neuwahlen für die VV an. Um die Spiegelbildlichkeit der wirtschaftlichen Struktur des IHK-Bezirks bestmöglich abzubilden, werden die Sitze im „Parlament der Wirtschaft“ nach der gewichteten Bedeutung der Branchen verteilt. „Diese Gewichtung ändert sich regelmäßig, sodass eine Änderung der Wahlordnung für die Wahl 2024 notwendig ist“, erklärte IHK-Vizepräsidentin Angelika Schlaefke. Einer Neufassung der Wahlordnung haben die ehrenamtlich engagierten Unternehmerinnen und Unternehmer der VV einstimmig zugestimmt.

Die Vollversammlung ist das wichtigste Gremium der IHK. Die darin engagierten Unternehmerinnen und Unternehmer bestimmen die Richtlinien der wirtschaftspolitischen Ausrichtung im IHK-Bezirk mit und beschließen alle Fragen, die für die gewerbliche Wirtschaft des Bezirks relevant sind.

Wichtige Akzente setzt die IHK mit Blick auf die anstehende Landtagswahl am 8. Oktober. Alle hessischen Industrie- und Handelskammern haben einen gemeinsamen Forderungskatalog aufgestellt, in dem wirtschaftsrelevante Positionen dargelegt sind. Dieser reicht vom Sichern und Gewinnen von Fachkräften über die Stärkung von Mobilität und Infrastruktur bis hin zu Konzepten für einen attraktiven Wirtschaftsstandort Hessen. Mit den von der Vollversammlung ebenfalls einstimmig verabschiedeten Positionen setzt sich die IHK-Organisation für das Gesamtinteresse der hessischen Wirtschaft im wirtschaftspolitischen Entscheidungsprozess ein. Im Bereich Steuern war die IHK Gießen-Friedberg als Federführer der hessischen IHKs im Konsultationsprozess eingebunden. Die HIHK-Forderungen zur Landtagswahl sind abrufbar unter: www.ihkgifb.de/wipo-hessen

Fachkräfte im Ausland gewinnen
Den Blick über die Grenzen richtete Constanze von Alvensleben, Geschäftsführerin der F.A. Wobst GmbH & Co. KG in dritter Generation: „Der Fachkräftemangel trifft die gesamte Gesellschaft und ist für unsere Fima schon Realität geworden. Um Menschen für eine duale Ausbildung zu gewinnen, arbeiten wir mit Agenturen aus Marokko und Indien zusammen“, erklärte sie. Die Firma steht in Kontakt mit der deutschen Schule in Marokko und bewirbt dort konkret die Ausbildung als Fachverkäufer/-in von Kfz-Ersatzteilen.

In Indien geht eine Agentur auf gezielte Talentsuche für Wobst. Zum Ausbildungsstart 2024 sollen Azubis aus Marokko und Indien Teil des Teams werden. Die junge Unternehmerin ist optimistisch, dass bis dahin die bürokratischen Hürden überwunden sind. „Wir als IHK unterstützen unsere Unternehmen bei der Gewinnung von Fachkräften auch vor Ort tatkräftig“, unterstrichen Samantha Fischer, Isabel Kleck und Berivan Moslem. Sie beraten seit Jahresanfang IHK-Mitgliedsbetriebe zu Fragen der Inklusion, Einstellung von Geflüchteten und dualen Ausbildung. Gefördert werden die drei Stellen vom Landeswohlfahrtsverband Hessen Integrationsamt, dem Bundesamt für Wirtschaft und Klimaschutz sowie dem Europäischen Sozialfonds. Oftmals sind Firmen über Fördermöglichkeiten nicht hinreichend informiert. Die Fachberaterinnen möchten dies ändern. Sie beraten nicht nur Unternehmen bei der Suche nach geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern, sondern arbeiten darüber hinaus auch eng mit Institutionen wie regional tätigen Integrationsfachdiensten, der Handwerkskammer oder der Agentur für Arbeit zusammen.

Gießener Kaufleute wirkungsvoll vertreten
Im Juni 2023 wird voraussichtlich der Verkehrsversuch Gießen am Anlagenring starten. Die IHK ist in regelmäßigem Austausch mit den Projektbeteiligten, um die Anliegen der Wirtschaft konstruktiv in den Planungsprozess einzubringen. „Ein Schwachpunkt aus Sicht der Gießener Kaufleute ist der öffentliche Personennahverkehr aus dem Umland in die Stadt hinein“, erklärte IHK-Vizepräsident Michael Kraft. „Wir haben initiiert, dass die Stadt und der Landkreis neue Konzepte für den Personennahverkehr gestalten, die den Verkehr zwischen Umkreis und Stadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln verbessern.“ Eine Kommunikationsagentur soll zudem im Auftrag der Stadt Gießen die Information der Öffentlichkeit und insbesondere der Kundschaft aus dem Umland verbessern. „Es ist sehr erfreulich, dass wir eine gewisse Bewegung in dem Prozess erkennen können. Verkehr ist ein wichtiger Punkt für die Gießener Kaufleute“, ergänzte IHK-Präsident Rainer Schwarz.

Weiterhin stand die Änderung des Gesellschaftervertrags der Bürgschaftsbank Hessen auf der Tagesordnung. Die hessischen IHKs und damit auch die IHK Gießen-Friedberg halten seit 2004 eine Beteiligung an der Bürgschaftsbank. Gemäß der zum 1. Januar 2023 in Kraft getretenen EU-Verordnung zur Änderung der Eigenkapitalanforderungen soll nunmehr der Gesellschaftsvertrag der Bürgschaftsbank geändert werden, damit diese auch weiterhin neue Bürgschaften und Garantien übernehmen kann. Mit der einstimmigen Zustimmung der Vollversammlung zur Änderung des Gesellschaftsvertrags können Förderprogramme weiterhin gewährt werden.

Duales Studium als regionaler Anker
Wie wirkungsvoll Theorie und Praxis miteinander verzahnt werden können, zeigten Jens Minnert von Studium Plus und Kim Kristin Meerbothe, Personalreferentin Hochschulkooperationen der Schunk Group, auf. Studium Plus mit dem Hauptcampus in Wetzlar und sechs Außenstellen in der Region bietet verschiedene duale Bachelor- und Master-Studiengänge, arbeitet mit über 1.000 Partnerunternehmen zusammen und verzeichnet mittlerweile mehr als 5.200 Absolventen. „Wir müssen uns davon verabschieden, Studium und Lehre gegeneinander auszuspielen – wir brauchen beides“, unterstrich der Hochschulprofessor. Ein Partnerunternehmen ist die Schunk Group, in der bisher rund 70 duale Studenten ausgebildet wurden, insbesondere im Ingenieurwesen. „Davon arbeiten 52 Absolventen noch bei uns“, erklärte Meerbothe. Für das Unternehmen sei das duale Studium ein wichtiger Baustein, um Fachkräfte für die Region auszubilden und zu binden.

Impulsgeber für die Wirtschaft
„Moderne & Mittelalter: Die Baukunst des Hugo von Ritgen“ lautet der Titel einer geplanten Ausstellung über den Baumeister, Maler, Denkmalpfleger und Hochschulprofessor im Oberhessischen Museum, der von 1811 bis 1899 gelebt hat. Wenn auch wenig bekannt in der Region, so hat doch sein Lebenswerk die hiesige Architektur stark geprägt, erläuterten Sigrid Ruby, Professorin an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), Andreas Schmitt von der blfp® planungs GmbH und Nikolaus Zieske, Professor an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM). Die Wissenschaftler und der Architekt warben für ein Sponsoring für die Ausstellung, die für ihre Realisierung noch eine gewisse finanzielle Anschubkraft benötigt.

Die Arbeit Hugo von Ritgens war geprägt durch eine Zeit des Umbruchs, ähnlich wie heute. Dampfmaschinen und Eisenbahnen hatten die damaligen Innovationen angetrieben. Ritgen, der auch einer der Gründungsväter der THM war, habe die Innovationen seiner Zeit integriert, beispielsweise in der Friedhofskapelle in Gießen. In der Berleburg in Schlitz versah er hingegen die Fachwerkbalken mit einer kleinen Nase. „So kam das gotische Element in dem Fachwerkbau zum Tragen“, erläuterte Zieske. „Seine identitätsstiftende und romantisierende Arbeit hat Stilkunde gebaut, die identitätsstiftend ist und Heimatverbundenheit schafft“, ergänzte Schmitt. Ohne Vergangenheit gebe es keine Zukunft. Von Ritgen habe einen wichtigen Beitrag für die Identifikation mit bekannten Gebäuden in der Region geschaffen.

Sein Wirken ist mit einer ganzen Reihe von Bauwerken verknüpft, wie die Gail’sche Villa, das Schweizer Haus im Gail’schen Park, die Burg Gleiberg, die Burg Staufenberg oder das Schloss Eisenbach. „Zudem hat er auch Möbel und Grabmäler entworfen, gemalt und gezeichnet“, beschrieb Ruby die Schaffenskraft von Ritgens. Die Ausstellung solle seine Bedeutung für die Region herausarbeiten. „In das Begleitprogramm können sich Unternehmen auch sehr gern einbringen“, so Ruby.



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