2024: Niedrigere IHK-Beiträge, VV-Mitglieder verabschiedet

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Auf der Vollversammlung (VV) haben die VV-Mitglieder der IHK Gießen-Friedberg in Gießen den Wirtschaftsplan 2024 einstimmig verabschiedet. Laut Hochrechnung wird die IHK 2023 einen Jahresüberschuss von rund 2,3 Millionen Euro ausweisen gegenüber einem geplanten Jahresfehlbetrag von knapp 1,4 Millionen Euro. Ein wesentlicher Grund für das verbesserte Ergebnis waren geringere negative Auswirkungen der Pandemie auf die Gewerbeerträge der Mitgliedsunternehmen als seinerzeit im Plan angenommen und ein positiver Ergebniseffekt bei der Auflösung von Pensionsrückstellungen.

Auch die Aufwendungen blieben in Summe unter dem Planwert. Der Erfolgsplan 2024 schließt mit einem Jahresfehlbetrag von knapp 4,2 Millionen Euro ab. Dieser Jahresfehlbetrag wird durch den Ergebnisvortrag aus dem Vorjahr, eine Entnahme aus der Ausgleichsrücklage und eine Entnahme aus der Digitalisierungsrücklage ausgeglichen. Mit dem Griff in die Rücklagen soll eine höhere Beitragsbelastung der Mitglieder vermieden werden.

Einstimmig votierte die Vollversammlung für die Gründung eines Hessischen Außenwirtschaftszentrums (AWZ) mit Sitz in Frankfurt am Main. Als gemeinsame Serviceeinheit der hessischen IHKs soll das „Außenwirtschaftszentrum Hessen (AWZ)“ gegründet werden. Mit der Zielsetzung, das Beratungsangebot in der Fläche kundenorientiert und qualitativ hochwertig weiterzuentwickeln, verstärken die zehn hessischen IHKs ihre traditionell enge Zusammenarbeit.

Zum Ende der Wahlperiode 2019-2024 verabschiedeten Hauptgeschäftsführer Matthias Leder und Präsident Rainer Schwarz sieben Vollversammlungsmitglieder und dankten ihnen zugleich für deren jahrelanges Engagement: Inge von Alvensleben, André Haußmann, Tanja Jost, Michael Kämmer, Ralph Kehl, Michael Kraft und Angelika Schlaefke. Die nächste Vollversammlung wird im Zeitraum zwischen dem 18. Januar und dem 20. Februar 2024 von allen Mitgliedsbetrieben der IHK gewählt.

Finanzielle Entlastung für Mitglieder
Ebenfalls einstimmig verabschiedeten die Mitglieder der Vollversammlung die deutliche Senkung der Mitgliedsbeiträge. Für das Beitragsjahr 2024 wird der Umlagehebesatz von 0,27 Prozent auf 0,10 Prozent gesenkt. Diese Senkung hat ein Volumen von über 2 Millionen Euro. „Wir reagieren damit auf die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen, denen viele Unternehmen gegenüberstehen“, erklärt IHK-Präsident Rainer Schwarz. „Unsere Mitgliedsunternehmen sind das Rückgrat unserer Wirtschaft und unserer Gesellschaft. Mit dieser Maßnahme möchten wir in einer schwierigen Zeit ein deutliches Signal zur finanziellen Entlastung unserer Mitglieder setzen.“ Inwieweit die einmalige Beitragssenkung über 2024 hinaus Gültigkeit hat, wird sich im kommenden Jahr zeigen.

Nachfrage mit wenig Schubkraft
„Die konjunkturelle Situation ist so schlecht wie schon lange nicht mehr“, sagte Hauptgeschäftsführer Matthias Leder. Große Probleme bereiten den Betrieben die immens hohen Energie- und Rohstoffpreise. Nur jedes zehnte Unternehmen im IHK-Bezirk schaut optimistisch ins Jahr 2024, wie sich in der jüngsten Konjunkturumfrage zeigte. „Lediglich die Finanzinstitute haben in der Umfrage infolge der gestiegenen Zinsen recht gut abgeschnitten“, erläuterte Leder. Sorgenvoll blickt die Automobilwirtschaft aufgrund gesunkener Auftragseingänge bei Pkw-Neuwagen in die Zukunft. Auch bei gewerblichen Kunden sei die Unsicherheit hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung in vielen Branchen groß. „Als Stütze erwarten wir vom Kraftfahrzeuggewerbe immerhin ein gutes Kundendienst- und Teilegeschäft, positiv dürfte sich das Geschäft mit Transportern und im normalen Rahmen das mit LKW entwickeln“, sagte IHK-Vizepräsident Michael Kraft. Im Einzelhandel ist ebenfalls kein Aufwärtstrend erkennbar. Beim Weihnachtsgeschäft sei gegenüber dem Vorjahr zwar ein Umsatzplus von 1,5 Prozent zu erwarten, preisbereinigt ergibt dies allerdings einen Rückgang zwischen drei und vier Prozent. Die Händler in den ländlichen Regionen seien dabei zufriedener als der Einzelhandel in der Stadt, ein gleiches Gefälle würde sich zwischen kleinen und großen Einzelhändlern ergeben, zitierte IHK-Vizepräsident Jochen Ruths eine aktuelle Befragung des Handelsverbands Hessen.

Gießen nach dem Verkehrsversuch
Die Entwicklung des innerstädtischen Verkehrs in Gießen nach dem gescheiterten Verkehrsversuch zeichnete Michael Kraft, IHK-Vizepräsident und Geschäftsführer von Neils & Kraft, auf. So sei der Innenstadtring bis auf wenige Ausnahmen wieder zweispurig befahrbar. Die Auswirkungen auf den Innenstadthandel seien allerdings nicht so einfach rückbaubar. „Der innerstädtische Handel verzeichnet durch zahlreiche Baustellen und Umbauten zweistellige Umsatzeinbußen.“ Der Handel in Gießen befürchte auch während des Weihnachtsgeschäfts weitere Umsatzeinbrüche, gefordert werde die rasche Vollendung des verfügten Rückbaus. Die Stadt Gießen hat den Entwurf zum Verkehrsentwicklungsplan auf ihrer Website veröffentlicht. Geplant ist, dass der motorisierte Individualverkehr vermindert wird, damit Gießen bis 2035 klimaneutral wird. „Es werden weitreichende Maßnahmen zur Reduzierung des Kfz-Verkehrs in Gießen vorgeschlagen“, erklärt Kraft. "Das wird aber nach unserer Beurteilung so nicht funktionieren“. So sei zwar eine bessere Anbindung des öffentlichen Personennahverkehrs an die benachbarten Kommunen vorgesehen, aber auch die spürbare Reduzierung von Parkplätzen im öffentlichen Straßenraum.

Flagge für Unternehmertum
Mit dem Motto „#chancenzeithessen“ starteten die Wirtschaftsjunioren Hessen in das Jahr 2023. „Wir wollen Unternehmertum in den einzelnen Kreisen und auf Landesebene nachhaltig stärken“, nannte Franziska Deutscher, Landesvorsitzende der Wirtschaftsjunioren Hessen, ein Ziel der jungen Unternehmer. Schüler und Studenten sollten motiviert werden, sich mit dem Thema Unternehmertum auseinanderzusetzen.  Weitere Projekte und Aktivitäten in 2023 hätten beispielsweise den Austausch mit dem Hessischen Landtag, Blitzumfragen oder eine Reihe von Hilfsaktionen umfasst. „Es gibt Schnittmengen zwischen uns und den Wirtschaftsjunioren“, sagte Hauptgeschäftsführer Matthias Leder. Das werde sich auch in der Wahl zur nächsten Vollversammlung zeigen, viele Wirtschaftsjunioren würden kandidieren.

KI in China
In seinem Vortrag „Zwischen Decoupling und Business as usual: Vom richtigen Umgang mit China“ beleuchtete Jörg Schulte, Mitglied der Vollversammlung und Geschäftsführer von Branopac, die Entwicklung des asiatischen Landes. Insbesondere die hierzulande negativ geprägte Darstellung der Volksrepublik entspreche bei Weitem nicht der Realität. „Das Bild, das in Deutschland von China gezeichnet wird, stimmt nicht mit China überein“, so sein Eindruck, der durch viele Reisen in das Reich der Mitte geprägt sei. China ziehe als Industrieland an Deutschland vorbei. „‘Made in Germany‘ wird abgelöst durch ‚Made in China‘.“ Das passiere aktuell insbesondere im Automobilbereich. Chinesen würden zunehmend ihre heimischen Automobilhersteller bevorzugen. Doch nicht nur dieser Wirtschaftszweig habe sich mit bemerkenswerter Geschwindigkeit und einer intensiven Investitionstätigkeit entwickelt. Im Land selber sei beispielsweise die Schieneninfrastruktur intensiv und schnell ausgebaut worden und funktioniere einwandfrei. „Eine Entkoppelung von China wäre ein ökonomischer Super-Gau “ Zukünftig sei damit zu rechnen, dass Robotik und künstliche Intelligenz breiten Raum in der chinesischen Wirtschaft einnehmen würden. „Bis 2030 soll künstliche Intelligenz ein großer Bestandteil der Wirtschaft werden.“

IHK-Strategie 2024 stärkt Unternehmen
Mit dem Motto „Zukunftssicherung unserer Region durch Innovation – Wie wir als IHK Gießen-Friedberg Unternehmen stärken“ startet die IHK in das Jahr 2024. Im Fokus stehen im kommenden Jahr die Themenfelder der Unternehmen: Fachkräftegewinnung und -sicherung, Bürokratieabbau und Stärkung regionaler Interessen sowie Preise und Energiekosten die Unternehmen umtreiben. Die IHK will hierzu mit ihren umfangreichen Service- und Dienstleistungsangeboten und innovativen Ideen Teil der Lösung unternehmerischer Probleme sein. Geplant ist 2024 eine Plattform, die staatliche und private Initiativen zur Fachkräftegewinnung bündelt. Ein weiterer Schwerpunkt der IHK-Arbeit wird auf dem Thema Internationalisierung liegen.

Bürokratie abbauen – jetzt gemeinsam handeln
Aus der Politik kommen Signale, dass der Bürokratieabbau vorangetrieben werden soll. Um das zu unterstützen, listet die IHK Beispiele aus den Unternehmen auf und wird sie an die entsprechenden Behörden weitergeben. Kontakt für ein konkretes Beispiel aus der betrieblichen Praxis: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Über die IHK Gießen-Friedberg:
Rund 50.000 Unternehmen haben ihren Sitz im Bezirk der IHK Gießen-Friedberg. Von diesen arbeiten rund 1.800 Unternehmerinnen und Unternehmer ehrenamtlich in den IHK-Gremien mit. Weitere Informationen finden Sie unter www.giessen-friedberg.ihk.de.



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