NABU Bad Nauheim erhält Auszeichnung „NABU-Obstsortenparadies"

Bad Nauheim
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Wetzlar/Bad Nauheim – Der NABU-Bundesfachausschuss Streuobst und die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe zeichneten am 5. Mai Streuobstwiesen des NABU Bad Nauheim als erstes hessisches „NABU-Obstsortenparadies" aus. Bundesweit ist das die vierte Hochstamm-Anlage, die diesen Titel erhielt.

„Damit haben wir bundesweit 665 verschiedene Obstsorten gesichert, davon aktuell 235 Sorten auf mind. zwei Hochstämmen. Die Bad Nauheimer Streuobstwiesen leisten damit einen bundesweit vorbildlichen Beitrag zum Erhalt der regionalen Sortenvielfalt ", begründete Dr. Markus Rösler, Sprecher des NABU-Bundesfachausschuss Streuobst und Vertreter der NABU-Stiftung, bei der Einweihung die besondere Ehrung. Ziel der 2018 eingeführten Auszeichnung ist es, auf die Bedeutung von Obstsorten und Hochstamm-Obstbäumen für die Biodiversität und gesunde Ernährung aufmerksam zu machen. „Bis 2030 wollen wir über 1.000 Obstsorten auf je zwei Hochstamm-Obstbäumen gesichert haben", so Rösler.

In seinem Grußwort bedankte sich Landwirtschaftsminister Ingmar Jung besonders bei allen Ehrenamtlichen, die sich hier engagieren. „Streuobstwiesen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Kulturlandschaft, wertvolle Lebensräume und Garant für die Erzeugung regionaler Lebensmittel. Die große ehrenamtliche Arbeit, die für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen geleistet wird, verdient unsere Anerkennung."

Der NABU-Landesvorsitzende Maik Sommerhage gratulierte der NABU-Gruppe Bad Nauheim zur Auszeichnung: „Insgesamt 450 Hochstamm-Bäume auf zwei Streuobstwiesen mit 180 verschiedenen Sorten, das ist eine große Leistung. Dabei darf man nicht vergessen: Streuobstwiesen sind zudem ein Hotspot der Artenvielfalt."

Auch der Bürgermeister von Bad Nauheim, Klaus Kreß, freute sich über die Ehrung der Naturschützer: „Das heute ausgezeichnete Engagement des NABU Bad Nauheim ist ein starkes Zeichen der Zuversicht und auch Ansporn für uns alle, stets hoffnungsvoll auf ein Morgen zu setzen. Ganz im Sinne Martin Luthers, dem gerne der berühmte Satz „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen" zugeschrieben wird."

„Mit unserem Engagement für die Obstsorten möchten wir einen Beitrag zur Umsetzung der Nationalen Biodiversitätsstrategie leisten. Obstsorten gehören zur biologischen Vielfalt, die heute mehr und mehr verloren geht", erklärte Mirko Franz, Mitglied im Teamvorstand des NABU Bad Nauheim. Dabei verwies er auf die vielfältigen Bedeutungen der Streuobstwiese: „Wer weiß, ob nicht eine unserer Sorten später bei der Obstsortenzüchtung wichtig wird, beispielsweise bei der Suche nach Resistenzen oder als Hoffnungsträger im Klimawandel."

Hintergrund Streuobstwiesen Bad Nauheim

Der NABU Bad Nauheim betreut seit über 30 Jahren zwei knapp vier Hektar große Streuobstwiesen mit dem Ziel, den Lebensraum Streuobstwiese und die Obstsortenvielfalt zu erhalten. Auf den Streuobstwiesen „Am Steinweg" und „Erbe" stehen insgesamt 450 hochstämmige Obstbäume aller heimischen Obstarten: Äpfel, Birnen, Süß- und Sauerkirschen, Zwetschgen, Pflaumen, Mirabellen, Reineclauden, Quitten, Walnüsse und Wildobst wie Speierling und Elsbeere. Die NABU-Gruppe betreut über 180 verschiedene Obstsorten, darunter allein über 120 Apfelsorten, wie z.B. die Lokalmatadore 'Friedberger Bohnapfel', 'Dorheimer Streifling', 'Gacksapfel' und 'Weilburger'. Durch die gute fachliche Pflege ist der komplette Bestand trotz eines hohen Befallsdrucks aus der Umgebung mistelfrei. Mittlerweile sind drei Viertel der Obstbäume nachgepflanzte Jungbäume, die teilweise bereits die Hauptertragsphase erreicht haben. Was diese Streuobstwiesen zusätzlich besonders macht: Hier wurden von Anbeginn als Ersatz für abgängige Altbäume und in Bestandslücken Jungbäume alter und erhaltenswerter Obstsorten nachgepflanzt.

Hintergrund „NABU-Obstsortenparadies"

Um "NABU-Obstsortenparadies" zu werden, muss eine Streuobstanlage mindestens 50 verschiedene Obstsorten aufbieten die je auf mindestens zwei Hochstamm-Obstbäumen gesichert sind. Sie müssen zudem einen Bildungsauftrag erfüllen: "NABU-Obstsortenparadiese" müssen öffentlich begehbar sein, am Eingang muss mindestens eine bundesweit einheitliche Infotafel stehen und die Obstbäume sollten idealerweise mit Sortenschildern versehen sein. Des Weiteren sind eine dauerhafte Sicherung des Standortes und eine naturverträgliche Nutzung ohne synthetische Pestizide und synthetische Düngemittel vorgeschrieben. Zudem ist es wichtig, dass alle Bäume mindestens 180 Zentimeter Stammhöhe besitzen. Das entspricht nicht nur der formalen Norm, sondern erleichtert die Bewirtschaftung, und ist naturschutzfachlich von Bedeutung. Denn Spechte zimmern ihre Bruthöhlen nur in Hochstamm- und nicht in Halbstamm-Bäumen. Mindestens 50 verschiedene, möglichst regionale Obstsorten müssen für den Titel als "NABU-Obstsortenparadies" je mindestens zweimal auf Hochstamm-Obstbäumen gesichert sein.



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