Bad Nauheim: 1.100.000 Liter Sole für den Winterdienst im Kreis

Bad Nauheim
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Die Stadt Bad Nauheim setzt auf heimische Sole statt Salz für den Winterdienst. Das ist nicht nur nachhaltig, da diese als Endprodukt beim Gradierbau III anfällt, sondern auch ökologisch von Vorteil. „Erst können unsere Bürgerinnen und Bürger von April bis Oktober die salzangereicherte Luft an den Gradierbauten genießen. Im Winter sorgt die Sole auf den Straßen für mehr Sicherheit“, sagt Bürgermeister Klaus Kreß (parteilos).

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Schon länger nutzen Hessen Mobil und die Stadt Friedberg das besondere Wasser der Kurstadt auch für ihren Winterdienst. In diesem Jahr hat die Stadt Bad Nauheim die Abgabemenge an die beiden erhöht. Im vergangenen Winter nutzte die Stadt Friedberg 57 000 Liter, Hessen Mobil 118 600 Liter. Das Kontingent für beide wurde nun auf 1100 Kubikmeter (entspricht 1 100 000 Liter) heraufgesetzt. Die Kurstadt selbst sieht für den eigenen Winterdienst 300 Kubikmeter vor.

Seit 2010 nutzt die Kurstadt bereits die Sole für die Wintereinsätze. Gewonnen wird die Sole aus dem Wasser des Sprudelhofes. Denn das läuft über die fünf Gradierbauten der Gesundheitsstadt in der Zeit von April bis Oktober. „Unter dem Gradierbau III befindet sich ein Auffangbecken. Das Wasser vom Sprudelhof läuft immer wieder über die Schwarzdornäste, bis es am Ende der Saison das Wasser 20 Prozent Salz enthält. Es wurde hochgradiert. So entsteht die Sole“, erläutert Volkmar Dörn, Fachdienstleiter für Kureinrichtungen und Therme.

In dem Reservoir unter dem Gradierbau III stehen ab November bis zu 2000 Kubikmeter (entspricht 2 000 000 Liter) des salzhaltigen Wassers zur Verfügung. Rohre führen vom Gradierbau III hinüber ins Pumpenhaus an der Zanderstraße, Ecke Schwalheimer Straße. Der Winterdienstlaster fährt dort hin und pumpt die Sole in den Tank, der etwa sieben Kubikmeter fasst. Pro Tour wird ungefähr eine Tankfüllung genutzt, das reicht etwa für 60 Kilometer Wegstrecke. Zwei Laster und zehn weitere Fahrzeuge gehören zum Winterdienst, indes kann nur einer die Sole tanken. Vorher wurden vier Kubikmeter Salz benutzt, das mit zwei Kubikmeter Sole angefeuchtet werden musste.

Die Sole wird später auch in der neuen „Sprudelhof Therme“ Verwendung finden, allerdings in nicht so starker Salzkonzentration. 600 Kubikmeter der Sole vom Gradierbau III sind dafür veranschlagt. „Da die Gradierbauten nicht mehr der Salzgewinnung dienen, wäre die Sole ein Abfallprodukt gewesen. So können wir sie mehreren Zwecken zuführen und benutzen zudem ein regionales Produkt“, sagt er. Das ist in mehr als einem Punkt nachhaltig, denn so spart sich die Stadt Bad Nauheim den Zukauf von Streusalz, das in Bergwerken abgebaut wird, und es bleiben keine schädlichen Reste zurück.

„Der Nachteil an Streusalz ist, dass es auf der Straße schnell durch Fahrtwind an die Seite geweht wird und im Grünbereich landet. Daher muss es vorher angefeuchtet werden, um auf der Straße liegen zu bleiben. Das Ganze haben wir bei der Sole nicht“, erklärt Johannes Herold, Fachdienstleiter Stadtbildpflege. Verwehtes Salz greift zudem im Grünbereich Pflanzen an. „Sole kann präventiv gesprüht werden und erleichtert somit die Einsatzplanung. Außerdem ist es umweltschonender als der Einsatz von Salz“, sagt Johannes Herold.

Bis maximal minus acht Grad kann die Sole als Salzersatz benutzt werden. Je nach Witterung muss der Winterdienst vor, während oder nach der regulären Arbeitszeit ausrücken. Die Kontrollfahrten beginnen unter der Woche um vier Uhr früh, an den Wochenenden um sechs Uhr. „Beendet werden die Einsätze spätestens um 20 Uhr“, sagt Johannes Herold. Mitunter geht die Saison bis März oder April. Nach einem festen Tourenplan werden alle Stadtteile der Gesundheitsstadt angefahren. Damit in Bad Nauheim der Verkehr im Winter sicher rollen kann.

Foto: Die Kurstadt ist gerüstet für den Winterdienst: Die Stadt Bad Nauheim hat zudem in diesem Jahr die Abgabemenge der Sole für Hessen Mobil und Friedberg erhöht. Die eigenen Winterdienstfahrzeuge nutzen die Sole schon seit 2010. Von links: Bürgermeister Klaus, Landschaftsgärtner Sascha Panz, Johannes Herold (Fachdienstleiter Stadtbildpflege) und Volkmar Dörn (Fachdienstleiter Kureinrichtungen und Therme).



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