Sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen entgegentreten

Bad Nauheim
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Die Wetterauer SPD-Vorsitzende und sozialpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Lisa Gnadl und die Bad Nauheimer Stadtverordnete Natalie Pawlik informierten sich bei Wildwasser Wetterau über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Präventionsangebote des Vereins sowie seine Hilfs- und Unterstützungsleistungen für von sexualisierter Gewalt betroffene Kinder.

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"Empfangen wurden die beiden SPD-Politikerinnen von den Mitarbeiterinnen Brigitte Otto-Braun und Angelica Brand und der Vorstandsfrau Ute Hinkel. Sie berichteten von den Überlegungen während des Lockdowns im Frühjahr, außer den telefonischen- und Online-Beratungen die Beratungsangebote auch in digitaler Form  aufzubauen und anzubieten. Inzwischen ist das möglich. Auch für die Präventionsarbeit sowie für Fortbildungen wird über neue und digitale Konzepte nachgedacht ", teilen Lisa Gnadl und Natalie Pawlik mit.

„Seit dem Lockdown konnten wir leider nur an einer Schule einen Workshop durchführen und die Fortbildungen wurden größtenteils abgesagt“, so Brigitte Otto-Braun. Die Mehrarbeit, Erweiterung und Anpassung der technischen Ausstattung für die digitale Beratung sind aber bei allen Beratungsstellen ein großes Problem und die Einnahmeverluste während des Lockdowns hoch. Für Fachberatungsstellen wie Wildwasser steht maximal ein Ausgleich von 15.000€ aus dem Landeshaushalt zur Verfügung. „Das deckt leider nicht die tatsächlichen Bedarfe durch wegbrechende Einnahmen, fehlende Fördergelder und entstandene Mehrausgaben ab“, bedauern die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle.

„Es ist beeindruckend, wie gut das Team von Wildwasser auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie reagiert hat“, so die Wetterauer SPD-Vorsitzende Lisa Gnadl. „Der Umstieg auf Telefon- und Videoberatung und die Überlegungen und Planungen zu den Präventions-Workshops an Grundschulen und Kitas unter Corona-Richtlinien ist besonders wichtig für von sexueller Gewalt bedrohte und betroffene Kinder und Jugendliche im gesamten Wetteraukreis“, ist sich die Landtagsabgeordnete sicher.

"Dies demonstrieren auch die Statistiken: Für das Jahr 2019 wurden deutschlandweit 15.936 Fälle von sexueller Gewalt an Kindern registriert – ein Anstieg zum Vorjahr von mehr als 1.000 Fällen. Alarmierende Zahlen, die durch die Corona-Pandemie noch stärker anzusteigen drohen", so Lisa Gnadl und Natalie Pawlik. „In 90 Prozent der Fälle geschieht sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen in vorherigen Beziehungsverhältnissen, also etwa innerhalb der Familie oder des Bekanntenkreises. Lediglich in 10 Prozent der Fälle sind es Fremdtäter“, erläuterte Mitarbeiterin Angelica Brand. Zu Beginn der Corona-Pandemie sei sexueller Kindesmissbrauch seltener gemeldet worden, auch weil betroffene Kinder wegen der Kontaktbeschränkungen, Kita- und Schulschließungen kaum mehr Möglichkeiten hatten, sich ihren Bezugspersonen im Bekanntenkreis, Erzieherinnen oder Lehrern anzuvertrauen. „Aktuell nehmen diese Zahlen aber in ganz Deutschland zu“, so Brand.

Für die Bad Nauheimer Stadtverordnete und Kreistagsabgeordnete Natalie Pawlik ist der Kampf gegen sexuellen Missbrauch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe: „Wildwasser leistet hierbei einen enormen Anteil der Aufklärungs- und Unterstützungsarbeit für Kinder und Jugendliche in absoluten Notsituationen. Gerade deshalb gilt es, während und nach der Corona-Pandemie alle Kräfte zu bündeln, um Missbrauch vorzubeugen und zu bekämpfen“, fordert Pawlik. Dafür sei auch eine verlässliche Finanzierung der Beratungs- und Hilfsangebote in diesem Bereich nötig.

„Seit 30 Jahren arbeiten wir bei Wildwasser mit einer gewissen Unsicherheit bei der Haushaltsplanung. Wie viele Arbeitsstunden sind möglich? Sind die Gehälter finanzierbar? Durch die Corona-Pandemie und die unklare Finanzierungslage in den nächsten Jahren wird diese Unsicherheit noch verschärft“, erläutert Vorstandsfrau Ute Hinkel. "So habe Wildwasser Wetterau durch die Corona-Pandemie Einnahmeausfälle in Höhe von rund 22.000 Euro und Mehrausgaben in Höhe von rund 7.000 Euro zu verzeichnen, in der Summe also ein Defizit in Höhe von fast 30.000 Euro", erklären Lisa Gnadl und Natalie Pawlik. „Es  verunsichert, dass wir nicht wissen, wie es 2021 weitergehen soll“, so die Mitarbeiterin Brigitte Otto-Braun.

Die Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl, die auch sozialpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag ist, kritisiert in diesem Zusammenhang die aus ihrer Sicht mangelnde Unterstützung der Beratungsstellen gegen sexualisierte Gewalt an Kindern: „Es ist absolut unzureichend, dass die schwarz-grüne Landesregierung von ihren 12 Milliarden Corona-Sondervermögen lediglich drei Millionen Euro für alle hessischen Notrufe, Beratungs- und Präventionsstellen und Frauenhäuser bereitstellt und die maximale Hilfe für die Fachberatungsstellen bei 15.000 Euro deckelt, obwohl die Einnahmeausfälle oft viel höher sind. Wildwasser Wetterau ist dabei kein Einzelfall. Die Beratungsstellen und Hilfseinrichtungen brauchen bedarfsdeckende Hilfen für die Corona-Zeit und eine verlässliche und auskömmliche Finanzierung für die Zeit nach der Pandemie.  Ein dauerhafter, nachhaltiger Effekt im Kampf gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen kann nur dann erreicht werden, wenn kontinuierlich Präventionsarbeit geleistet wird“, so Gnadl.

„Es ist uns ein wichtiges Anliegen, die Beratungsstelle Wildwasser in ihrer Arbeit gegen sexuelle Gewalt an Kindern zu unterstützen. Deshalb werden wir heute Mitgliedsfrauen im Verein“ so Pawlik und Gnadl abschließend.

Foto (von links): Natalie Pawlik, Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl, Vorstandsfrau Ute Hinkel, sowie die Mitarbeiterinnen Angelica Brand und Brigitte Otto-Braun. Foto: Franziska Linhart



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