Inovitas Denkmalpflege GmbH heizt Werkstatt nun klimaneutral

Gedern
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

„Zukunft trifft Vergangenheit“ steht auf den weißen Sprintern im Hof des Anwesens „In der Bäch 14b“ in Gedern, darüber Inovitas Denkmalpflege GmbH. Der Firmenname steht seit mehr als 30 Jahren für ein Unternehmen, das sich auf den Erhalt und die Rekonstruierung von historischen Fenstern und Türen spezialisiert hat.

PM_Inovitas_Gedern.jpg

Erhalten oder gar Rekonstruieren: Keine Option für die in die Jahre gekommene Holzheizung in der rund 800 Quadratmeter großen Werkstatt des Betriebs. Ein modernes Heizsystem, das stand für Firmenchef Jürgen Rüdiger fest, musste höchsten Umweltansprüchen genügen, energieeffizient und möglichst kostensparend sein. So sehr der 56-jährige Fachmann in seinem Metier ist, bei einer solchen Investition war die Unterstützung von Energieexperten gefragt.

Gederns Bürgermeister Guido Kempel stellte den Kontakt zur Wirtschaftsförderung Wetterau (wfg) her, die hiesige Betriebe auch in Fragen zu Fördermitteln und Energieeffizienz berät. „Nach einem Erstgespräch haben wir über unser Netzwerk vorgeprüft, über welches Förderprogramm die Investition der Inovitas GmbH konkret unterstützt werden kann,“ erläutert wfg-Geschäftsführer Bernd-Uwe Domes. Zur Klärung des detaillierten Bedarfs und Auswahl eines erfahrenen Energieberaters wurde in diesem Fall Sasa Petric, Projektleiter der Hessischen Initiative für Energieberatung im Mittelstand (HIEM), eingeschaltet. Der Energieberater konnte den Betriebsinhaber nicht nur hinsichtlich der Energieeffizienz beraten, sondern auch Fördermöglichkeiten zur Finanzierung seines Vorhabens empfehlen. Seit November vergangenen Jahres temperiert nun eine Holzheizungsanlage die Halle - komplett CO2-neutral. Die Energielieferanten kommen direkt aus der Schreinerei. Die beim Sägen, Fräsen und Hobeln entstandenen Produktionsabfälle werden in einen Hacker verfüllt, von diesem zerkleinert, über ein zentrales Rohrsystem in einen Spänebunker mit Presse abgesaugt, verdichtet und landen schließlich in gepresster Form in einem Vorratsbunker, welcher für die Heizungsanlage extra angebaut wurde.

Die Leistung der Anlage: 75 Kilowatt. Jürgen Rüdiger rechnet vor: „Wir haben monatlich rund 500 Energiekosten für Gas bei der vorherigen Heizung ausgeben müssen. Und das war nur für den Neubau von 2000. Das sparen wir komplett ein inklusive der Bestandswerkstatt von der ehemaligen Schreinerei Hölker.“ 75.000 Euro hat die Anlage gekostet, 35 Prozent davon hat das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) aus dem Programm „Deutschland macht’s effizient“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie übernommen. „Je nachdem, wie lange die Winter dauern und wie kalt es wird, denke ich, dass sich das neue Heizsystem in zehn Jahren amortisiert hat.“ Zumal sich über ein Display genau verfolgen lässt, zu welchen Zeiten wieviel Energie benötigt wird und so der Bedarf passgenau reguliert werden kann. „Dazu müssen wir noch weitere Erfahrungswerte sammeln, denn die Anlage ist ja erst seit einem halben Jahr in Betrieb.“

Mit seinen positiven Erfahrungen möchte Jürgen Rüdiger insbesondere Firmenchefs kleiner und mittelständischer Handwerksbetriebe ermuntern, die Beratungsangebote der Wirtschaftsförderung Wetterau anzunehmen. „Klimaschutz geht alle an. Mit der Initiative Wetterau macht´s effizient wollen wir kleinen und mittelständischen Betrieben in der Region helfen, ihre wirtschaftlichen Energieeinsparpotenziale zu erkennen und zu realisieren,“ informiert wfg-Geschäftsführer-Kollege Klaus Karger das Angebot. Interessierte Firmeninhaber können sich für ein kostenfreies Impulsgespräch direkt bei der wfg melden.
Bundesweit historische Fenster und Türen aus der Meisterwerkstatt

Jürgen Rüdiger wusste schon als Jugendlicher, dass er einmal einen eigenen Betrieb führen wollte. Ein Ziel, das der gebürtige Paderborner konsequent verfolgte. Nach seiner Schreinerlehre und einer dreijährigen Gesellenzeit absolvierte er ein zweijähriges Vollzeitstudium im westfälischen Freilichtmuseum Detmold zum staatlich geprüften Baudenkmalpfleger in der Fachrichtung Holz in Verbindung mit der Meisterprüfung ab. 24 Jahre jung wurde er auf eine Stellenausschreibung aufmerksam, die ihn reizte: Die Zimmerei Schwalm im hessischen Merkenfritz suchte auf dem Gebiet der Fachwerksanierung Verstärkung.

„Alte Gebäude haben mich schon immer interessiert“, sagt der heute 56-jährige. Firmenchef. 1989 eröffnete Jürgen Rüdiger seinen eigenen Betrieb in dem Hirzenhainer Ortsteil, „ohne groß jemanden zu kennen.“ 2000 zog sein Unternehmen nach Gedern um. Weit über die Region hinaus reicht der Ruf, den sich Jürgen Rüdiger und sein Team als Spezialisten erarbeitet haben. Von den sieben Mitarbeitern sind vier selbst Schreinermeister. Einen Einblick in ihre vollendeten Werke geben beeindruckende Fotos im Treppenaufgang zum Büro: Da ist das Staatstheater Augsburg, das für eine Komplettsanierung entkernt werden musste. Hier hat die Firma Inovitas die kompletten Einbauten des Gebäudes ausgebaut, dokumentiert und für eine spätere Wiederverwendung eingelagert. Der Fürstenbahnhof in Bad Homburg, dessen Tür- und Fensterelemente komplett in der Wetterauer Kleinstadt restauriert bzw. neu hergestellt wurden oder ein Stadthaus mit der Hausnummer 44 in der Mainzer Augustinergasse, das mit dem Mainzer Denkmalpreis ausgezeichnet wurde. Als größte Auszeichnung erhielt Inovitas im Jahr 2014 für ihre jahrelangen Tätigkeiten in der Denkmalpflege den Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege im Tischlerhandwerk.

An einer Seitenwand in der Werkstatt stehen Rahmen mit bleiverglasten Fenstern. Sie stammen aus der Kirche in Schotten-Burkhards und werden einer nach dem anderen neu gebaut. „Für unsere Arbeit braucht es Zeit und Geduld“, sagt Jürgen Rüdiger. Bereits seit zehn Jahren stellt das Gederner Unternehmen im Auftrag der Stadt Mainz Fenster für das Mainzer Schloss her. Mitbeteiligt ist der Betrieb auch an der Ernst May-Siedlung in der Frankfurter Römerstadt. Sie soll bis 2029 in neuem Glanz erstrahlen und als Gesamtanlage Unesco-Kulturerbe werden.

Ob es eine Barocktür zu restaurieren gilt oder die komplette Fensterfront einer Siedlungsanlage erneuert werden soll: „Die Vorplanung und das Aufmessen sind das A und O“, sagt der Fachmann und verbindet dies mit einem Lob an sein Team: „Ich habe das Glück, dass ich eigenständige Mitarbeiter habe, die genau wissen, wie und was gemacht werden kann.“ Zum Erfolg der Inovitas GmbH beigetragen hat zudem, „dass wir gut vernetzt sind.“ Das heißt konkret, dass die Spezialisten eng mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Fachgebieten etwa der Glasrestaurierung zusammen arbeiten. Dies geschieht selbstverständlich in ihrem Segment nach den Erfordernissen des Denkmalschutzes. „Da sind im Vorfeld die Beratung und die Abstimmung besonders wichtig.“ Ein Vorgehen, das sich für Jürgen Rüdiger auch bei der Planung und Umsetzung seines Energiesparvorhabens bewährt hat.

Info:
Die Initiative Wetterau macht´s effizient unterstützt Unternehmen darin, die eigenen Energieeinsparpotenziale zu erkennen und umzusetzen. So können z.B. vertiefende Energieberatungen und Energieeffizienzmaßnahmen mit bis zu 80% gefördert werden. Interessierte können sich direkt bei der Wirtschaftsförderung Wetterau hierzu melden und ein kostenfreies Impulsgespräch in Anspruch nehmen. Weitere Informationen zum Angebot finden Sie unter unter www.wetterau-machts-effizient.de



PS: Sind Sie bei Facebook? Werden Sie Fan von WETTERAU.NEWS!