Kühlschrank der Kelten

Glauberg
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Wie lebten eigentlich die Kelten, wie sah der Alltag der Menschen vor rund 2500 Jahren aus?

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Diese Fragen werden im Zentrum der großen Sonderausstellung in der Keltenwelt am Glauberg stehen, die ab dem 10. März ihre Pforten wieder öffnet.

Über die Spitze der keltischen Gesellschaft haben Archäologinnen und Archäologen mittlerweile viele Erkenntnisse sammeln können, auch dank der kostbaren Objekte, die dem „Keltenfürsten vom Glauberg“ in sein Grab gelegt wurden. So trank man offenbar gerne Met, einen alkoholhaltigen Honigwein, den man in kunstvoll gefertigten Bronzekannen servierte. Am Körper trug man edlen Goldschmuck und zur Ausrüstung eines wohlhabenden Keltenkriegers gehörte eine Waffenausrüstung mit Lanzen und hochwertigen Eisenschwertern. Ein Luxus, an dem die einfache Bevölkerung keinen Anteil hatte, die auf den fruchtbaren Feldern ihre Ernte einholte, in den Salinen von Bad Nauheim arbeitete oder in der Eisenproduktion im Taunus und Lahn-Dill-Gebiet schuftete.

Vom Leben der Bauern und Handwerker hat sich im Vergleich zu der Elite der Kelten nur wenig erhalten – von Werkzeugen oder den Spuren des großflächigen Salzabbaus in Bad Nauheim einmal abgesehen. Wie diese Menschen sich kleideten, wie ihre Siedlungen aussahen oder wie sie sich ernährten, dazu gibt es für Fachleute noch viele offene Fragen. Es war daher ein Glücksfall, als im Jahr 2016 bei Arbeiten in einem Neubaugebiet in Altenstadt-Höchst die Überreste einer Siedlung entdeckt wurden, die man in die frühe Eisenzeit datiert.

Dörfer waren in der Eisenzeit wohl Gruppen von einigen wenigen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden. Im Umfeld legten die Bewohner Vorratsgruben an, in denen sie Getreide und andere Nahrungsmittel in Gefäßen lagerten. Auch in Altenstadt-Höchst entdeckte man mehrere dieser Gruben, die eine Tiefe bis zu zwei Metern aufwiesen. „In diesen Zeiten war eine sichere Nahrungsversorgung für den Fortbestand einer Gemeinschaft überlebenswichtig. Auch wenn der Boden der Wetterau überaus fruchtbar ist, waren Missernten keine Seltenheit. Und die Erträge mussten auch sicher vor Schädlingen und Umwelteinflüssen verwahrt werden. Daher war die Lagerung und Haltbarmachung von Nahrung entscheidend“, so Petra Lehmann-Stoll vom Büdinger Heuson-Museum, in dem die Funde aus Altenstadt-Höchst verwahrt werden. „Indem man diese sogenannten Kegelstumpfgruben luftdicht verschloss, funktionierten sie ähnlich wie ein Kühlschrank. Bereits in einer Tiefe von zwei Metern wurde Getreide und Saatgut durch das kühle Erdreich hervorragend gelagert und konserviert.“

In einer solchen Grube fand das Ausgrabungsteam auch eine ganze Gruppe von Keramikgefäßen, in denen die Vorräte gelagert wurden. Nicht weniger als sieben Gefäße von herausragender Qualität kamen zutage, darunter auch verzierte Töpfe und Schalen, die komplett ab dem 10. März zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden. „Man kann sich bildhaft vorstellen, wie die damaligen Bewohner Ton zu Vorratsgefäßen formten und brannten, ihre Ernte von den Feldern brachten und für schlechte Zeiten einlagerten“, zeigt sich Vera Rupp von der Keltenwelt am Glauberg begeistert. „So gewinnen wir Schritt für Schritt immer genauere Kenntnisse über das Leben und den Alltag dieser Menschen.“



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