Nidda: Spezialpapier-Hersteller Glatfelter kündigt Betriebsschließung an

Ober-Schmitten
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Schock für die Beschäftigten bei Glatfelter in Nidda-Ober-Schmitten: Am Mittwoch hat der Spezialpapier-Hersteller mitgeteilt, dass er den Betrieb schließen will. Fast 200 Menschen verlieren dann ihren Arbeitsplatz. Der Betriebsrat und die Papiergewerkschaft IGBCE fordern, dass der Arbeitgeber die Beschäftigten fair und mit Wertschätzung behandelt.

„Die Schließung ist ein Fehler“, sagt Astrid Rasner, Betriebsbetreuerin der IGBCE. „Für uns ist nicht nachvollziehbar, dass es keine andere Option geben soll. In den letzten Jahren hat das Management gravierende Fehler gemacht. Die gilt es zu korrigieren.“ Der Betriebsrat und der Wirtschaftsausschuss wollen nun alle Möglichkeiten prüfen, den Standort doch noch zu retten. Astrid Rasner: „Das Unternehmen muss zu seiner Verantwortung gegenüber den Beschäftigten stehen und dafür ordentlich Geld in die Hand nehmen.“

Viele der Beschäftigten hätten damit gerechnet, dass der Betrieb verkauft wird: "Sie sind sauer, weil die Geschäftsleitung bei der Mitarbeiterversammlung zur Schließung Nachfragen nicht beantwortete und eine Sicherheits-Firma beauftragt hatte, offenbar um spontane Protestkundgebungen zu unterbinden. Für die Menschen, die bei Glatfelter arbeiten, ist die Schließung eine Katastrophe. Viele von ihnen sind bereits seit Jahrzehnten im Unternehmen und werden es in der strukturschwachen Wetterau sehr schwer haben, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Oft arbeiten mehrere Mitglieder einer Familie in dem Betrieb, was die schwierige Lage noch verschärft. Sollte es keine Rettung für den Standort geben, wird der Betriebsrat, unterstützt von der IGBCE, einen Interessenausgleich und Sozialplan mit dem Unternehmen verhandeln. Wir sind wütend und schwer enttäuscht“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Arif Tantürk. „Wir werden hart verhandeln.“ Das Gremium will in den nächsten Tagen beraten, wie dann die Forderungen an den Arbeitgeber genau aussehen werden. Denkbar sind etwa ordentliche finanzielle Abfindungen und eine Transfergesellschaft, die die Beschäftigten für neue Arbeitsplätze qualifiziert.

Wenn die Fabrik schließt, geht in der Wetterau eine Ära zu Ende. Seit 1683 wird hier Papier hergestellt; wenn der Betrieb in Ober-Schmitten schließt, ist das vorbei. „Ein weiterer Industriebetrieb ist dann für die nächste Generation verloren“, sagt Bernhard Geier, Mitglied des Betriebsrats. Auch für einige der Kunden der Spezialpapiere könnte es eng werden: „Es kann sein, dass Firmen schließen müssen, weil wir der einzige Lieferant sind. Andere werden ihr Produkt ändern müssen.“



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